Unter diesem Motto steht ein E-Orgelkonzert anlässlich der nunmehr rundum sanierten St. Johanniskirche in Misburg. Was 2008 mit der Entdeckung einiger feiner Risse im Gewölbe der Kirche begonnen hatte, entwickelte sich zu einem Langzeitprojekt. 3 Jahre dauerte die Sanierung. Sie war teurer und wesentlich zeitaufwendiger als gedacht.
Im übertragenen Sinne ist auch das Leben eine Baustelle. „Pantha rhei“, sagten die alten Griechen: „Alles ist in Bewegung“. In dieser Welt ist nichts von Dauer. Abbrüche, Umbrüche und Aufbrüche bleiben eine stete Herausforderung.
So lädt die Kirchengemeinde Misburg zu einem Konzert der besonderen Art ein. Mit Mark Whale konnte man einen Perfektionisten gewinnen, der die Konzertbesucher mit modernster digitaler Orgeltechnik verzaubern wird. Seine Arrangements, die das Multitalent bis ins Kleinste ausarbeitet, genießen in Fachkreisen allerhöchstes Ansehen. In Zusammenarbeit mit der Orgel-Manufaktur Böhm aus Bückeburg bietet sich mit dem Konzert somit die Möglichkeit, Musik im kirchlichen Raum ganz neu zu erfahren. Das Multimediakonzert, bestehend aus einer dem Thema entsprechenden bunten Mischung verschiedenster Musikrichtungen, findet am Mittwoch, den 8. November, um 19.30 Uhr in der St. Johanniskirche statt. Der Eintritt ist kostenlos. Nach dem Konzert besteht die Gelegenheit, mit Mark Whale und der Firma Böhm über die außergewöhnlichen Musiziermöglichkeiten ins Gespräch zu kommen.
Lange hat sich die Gemeinde in Geduld geübt. Nun hat sie ein Problem weniger , denn die neuen Fliesen werden gerade in der St. Johanniskirche verlegt. Sie wurden nach dem alten Vorbild angefertigt und geben der Kirche ihre ursprüngliche Atmosphäre wieder. Mit frohem Blick schauen wir nunmehr der Wiedereinweihung unserer St. Johanniskirche am 1. Advent entgegen.
...der Firma Behrens ist gerade dabei, in unserer St. Johanniskirche die Heizungsanlage zu installieren. Bei der Planung der Anlage hat sich der Bauausschuß viele Gedanken gemacht und ist letztlich auf eine Fußbodenheizung zugegangen. Die Idee, Gebäude mittels einer Heizung im Boden zu erwärmen stammt dabei nicht etwa aus unserem modernen Zeitalter. Es waren die Römer, die schon vor über 2000 Jahren die behagliche Wärme, die aus einer beheizten Bodenfläche emporstieg, zu schätzen wussten. Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass sich die Mühe und die Kosten lohnen und man für die nächsten Jahrzehnte eine Kirche erhält mit einer Heizungsanlage, die den Anforderungen der Gottesdienste wie der Orgel entspricht.
Der Wiedereröffnungstermin der St. Johanniskirche muss leider aus bautechnischen Gründen vom 20. August auf den 1. Advent verschoben werden.
Wir müssen uns mit dieser Tatsache abfinden und werden das Beste daraus machen. Der Gottesdienst am 3. Dezember beginnt um 11.00 Uhr. Die Predigt hält Landessuperintendentin Frau Dr. Petra Bahr. Im Anschluss an den Gottesdienst laden wir zum Empfang ein.
In vollem Gange ist in der St. Johanniskirche der Wiedereinbau der historischen Orgel. Sie wurde 1904 zu einem Preis von damals 7.682 M von der Firma Furtwängler & Hammer in Stileinheit mit dem neugotischen Innenausbau nach den Plänen des Architekten Mohrmann, eines Schülers von Conrad Wilhelm Hase, in Hannover gebaut und ermöglicht dem Organisten mit ihren zwei Manualen und einem Pedal, sowie mit ihren verschiedenen Koppeln und Druckknöpfen eine reiche Entfaltung ihrer Kunst.
Die in Hannover ansässige Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer baute nach dem Klanggeschmack der Jahrhundertwende eine romantische Orgel mit 21 Registern und pneumatisch betätigter Spieltraktur zu den Kegelladen. Das neue Instrument im hohen Gehäuse erhielt seinen Platz auf der Westempore der Kirche.
Der 1. Weltkrieg hinterließ seine Spuren an der Orgel: die Zinn-Pfeifen im Prospekt wurden konfisziert und durch ein hölzernes Gitter ersetzt. Im 2. Weltkrieg beschädigten Bomben die Kirche und die Orgel. Im Jahre 1948 wurde die Nachfolgefirma Emil Hammer Orgelbau mit Umbauten der Orgel im Sinne der sog. Orgelbewegung beauftragt. Durch Verkürzen einiger ursprünglich 8' langer Pfeifen und Austausch weniger Registern sollte eine damals übliche Klangaufhellung erreicht werden.
In den folgenden Jahren stellten sich Ausfälle in der pneumatischen Röhrenpneumatik ein, die 1966 zum Abbau der Hauptwerks-Trompete 8' und der Pedal-Posaune 16' führten. 1970 wurden die pneumatischen Spielkästen am Spieltisch gegen ein gebrauchtes, aber weiterentwickeltes Koppelgestell ausgewechselt, das in freier Aufstellung im Orgelunterbau seinen Platz fand. In den nächsten Jahren setzte sich der Verfall der Orgel durch Materialverschleiß fort. Zunehmend fielen durch Risse die empfindlichen Leder-Hubbälgchen auf den Kegelleisten aus. Einzelreparaturen der Orgelbauer und auch des oftmals persönlich eingreifenden Organisten Johannes Schulze konnten diese sich weiter verschlimmernde Entwicklung nicht aufhalten. Die Orgel verfiel in Agonie, war aber teilweise immer noch spielbar. Die ausführliche Dokumentation des Orgelsachverständigen der Landeskirche Hannover, Herrn Martin Ehlbeck, im März 2003 nach seiner Visitation machte die Kirchengemeinde von St. Johannis auf den Denkmalswert der Orgel aufmerksam. Er empfahl, dieses Instrument zu restaurieren, das in seiner Bauart sowohl technisch als auch klanglich einzig in Hannover erhalten geblieben ist. Der überwiegende Teil der Orgel ist in originalem Zustand und somit von hoher historischer Bedeutung. Im August 2003 erarbeitete die Fa. Emil Hammer Orgelbau ein detailliertes Kostenangebot für die Restaurierung der Furtwängler & Hammer-Orgel. Sie konnte sich hierbei auf die genauen Arbeitsbeschreibungen der Bauakte von 1904 des Firmenarchivs stützen.
Die Aufgabe, diese pneumatisch gesteuerte Kegelladen-Orgel als Hannovers einzig verbliebenes Zeugnis einer romantisch-orchestral konzipierten Disposition und Werkanlage wieder original zum Klingen zu bringen, war eine groß Herausforderung für die Firma Emil Hammer.
Im März 2006 erteilte die St. Johannis-Kirchengemeinde, finanziell unterstützt durch die Landeskirche Hannover, der Firma Furtwängler & Hammer-Orgel den Auftrag zur Restaurierung des Musikinstrumentes.
Schon im Mai des gleichen Jahres begann man mit den ersten Arbeiten. Das Studium der akribisch genauen Arbeitsbeschreibungen der Orgelbauer vor 103 Jahren war eine Hilfe von unschätzbarem Wert. Aus dem Firmen-Registerfundus wurden originale Furtwängler & Hammer Register für die Misburger Orgel ausgewählt - eine grundlegende Voraussetzung für die Wiederherstellung des originalen Klangbildes. Ein glücklicher Umstand war, dass durch den vor wenigen Jahren erfolgten Abbau der Furtwängler & Hammer-Orgel der namensgleichen St. Johannis Kirche in Uppsala/Schweden eine Reihe weiterer originaler Register der gleichen Bauzeit zur Verfügung standen, die in der Misburger St. Johannis-Kirche ihren neuen Platz fanden.
Das 5-registrige Pedal-Bassfundament und das 10-registrige Hauptwerk sollten wieder genau so erklingen wie vor 103 Jahren. Allein im 6-registrigen Schwellwerk wurden 2 Register aus dem Umbau von 1948 zur Klangaufhellung übernommen. Das Wissen um das besondere Klangspektrum dieser Orgel wurde durch exakte Mensurwahl der wiederhergestellten Pfeifen umgesetzt.
Im September starteten die umfassenden Maßnahmen zur Zerlegung der Orgel, der Reinigung aller Bestandteile von über 100 Jahren Staub und Schmutz und die Restaurierung und Ergänzung vieler Teile. Hier einige Beispiele: Es mussten über 1.250 winzige Hubbälgchen aus speziell konisch zugeschnittenen Hölzchen und 0,2 mm dünnem Spaltleder angefertigt werden, die in Sisyphusarbeit auf gereinigte Kegelleisten und Koppelgestell-Relais-Leisten aufgeleimt wurden. Die 3 Windladen und der große Magazin-Faltenbalg wurden bis ins Innere geöffnet und vom 100 Jahre alten, dicken Windruß gereinigt. Die neu gefertigten Drehtüren des Schwellwerkes erhielten über mechanische Wellen Verbindung zum Balanziertritt im Spieltisch. Die gesamte pneumatische Spieltraktur musste erneuert werden - angefangen am Spieltisch. Alle Wippschalter wurden erneuert und ca. 300 m neue Bleirohre zu den Relaisstationen im Koppelgestell und zu den Windladen eingebaut (vgl.: w w w.emil-hammer.de)
Vor gut drei Jahren wurde die Orgel dann wiederum demontiert. Diesmal jedoch nicht aufgrund ihres schlechten Zustandes, sondern weil man sie im Rahmen der Sanierung der St. Johanniskirche vor Schaden bewahren wollte. Nun wird die Königin der Musikinstrumente wieder ganz allmählich ihren Platz einnehmen. „Wir alle in Misburg sind gespannt, wie die neue alte Orgel zur Wiedereröffnung der runderneuerten St. Johanniskirche am 1. Advent klingen wird," so Pastor Pasewark.
Gute Nachricht aus Misburg. Die Hüllen sind gefallen und es gibt wieder einen freien Blick auf das Kirchenschiff von St. Johannis. Die Malerarbeiten am Gewölbe und an den Wänden sind beendet und das Gerüst wurde abgebaut. „Viele Menschen sprachen mich in der letzten Zeit an und wollten wissen, wann die Baumaßnahme abgeschlossen sei“, sagte Pastor Pasewark. Es stimme ihn nun froh, dass das Gerüst weg sei und mit der Heizungsmontage und den Fliesenlegearbeiten begonnen werden kann. Etwas schelmisch blinzelnd ergänzt er dann : „Spätestens wenn wir die Ankunft unseres Herren begehen, werden die Türen und Tore unseres Gotteshauses wieder weit geöffnet sein.“
Pünktlich zur Einweihung der Glocken strahlt auch die Dachstuhlkonstruktion der St. Johanniskirche in neuem Lichte. Ein Meer aus Querstreben und Tragebalken gibt einem das Gefühl, ein Labyrinth zu beschreiten.
Das Kirchensanierungsprojekt geht nun ganz allmählich dem Ende zu. „Schon bald wird alles fertiggestellt sein“, so Dipl.-Ing. C. Anastasiou. Ihm ist die Kirchengemeinde zu großem Dank verpflichtet. Mit Engagement und fachlicher Kompetenz hat er die oftmals komplexen Aufgabenstellungen gemeistert und in Zusammenarbeit mit der Landeskirche und dem Kirchenvorstand für die segensreiche Umsetzung des Projektes gesorgt. Damit hat er bleibende Spuren hinterlassen.
Bis Oktober 2016 begleiteten zwei alte Eisenglocken das Leben der Menschen in der Kirchengemeinde Misburg. Doch 69 Jahre hatten deutliche Verschleiß- und Schadensspuren hinterlassen. Darüber hinaus ergab sich zusammen mit der schon seit 1927 vorhandenen bronzenen Friedensglocke kein harmonischer Klang. Nun hat die Gemeinde zwei neue Glocken bekommen. Am 3. April wurden sie feierlich für die Kirche eingeholt und am Ostermontag im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes geweiht und zum ersten Mal zum Klingen gebracht. Viele Gläubige waren trotz des schlechten Wetters gekommen, um Zeuge dieses seltenen Ereignisses zu werden. Die letzte Glockenweihe fand in Misburg 1948 noch vor der Währungsunion statt. „Deshalb kann man in diesem Fall von einem Jahrhundertereignis im Leben der Kirchengemeinde sprechen“, so Pastor Pasewark.
In Bronze gegossen wurden sie am 2. September 2016 von der Firma Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher. Die große Christusglocke, mit einem Gewicht von 1733 Kg, erklingt im Nominalton D, erinnert an Tod und Ewigkeit, ist Mahner und Tröster zugleich und ruft den Menschen mit den Worten des Evangelisten Johannis zu: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt“(Joh. 13,34a.b). Und auf der Rückseite lädt die Glocke ein, ihrem Ruf zu folgen und einander im Alltag stets respektvoll und in Liebe zu begegnen. So heißt es dort: „Wenn nichts auf dieser Erde bliebe, so bleibt mein Klang an jenem Ort. Ich rufe Liebe, Liebe, Liebe als Gottes erst und letztes Wort.“
Die etwas kleinere Lutherglocke erklingt im Nominalton F und wiegt 944 Kg. Die Inschrift ermuntert, den Glauben als Kraftquelle des Lebens zu nutzen, denn der „Glaube ist ein Geschenk Gottes in unserem Herzen.“ So werden nun die Menschen in Misburg mit jedem Glockenschlag an die reformatorische Tradition erinnert, daran, dass das Evangelium von der Rechtfertigung allein aus Glauben der wahre Zugang zu einem glückenden Leben ist. „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben,“(Röm. 1,16a.b) heißt es auf der Rückseite der Glocke.
Am Ende des Festgottesdienstes bedankte sich Pastor Pasewark im Namen der Kirchengemeinde für all die Spenden und jegliches Engagement, das zur Verwirklichung des Glockenvorhabens beitrug.